Verwaltung legt den Turbo ein

Mit öffentlicher Bekanntmachung vom 08.12.2023 und über 600 -seitiger Sitzungsvorlage vom 07.12.2023 lädt die Verwaltung zur öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau, Bau Planung und Entwicklung für den 18.12.2023 um 20:00 Uhr ins Rathaus ein.

Link zu Bekanntmachung und öffentlichen Sitzungsunterlagen

Am 14.12.2023 veröffentlichte die Wümme-Zeitung den Bericht „Konkretere Planung für „Grasberg West

in dem über den Stand der Planung zum „Gewerbegebiet West“ berichtet wird.

Angekündigt wird in diesem Bericht für den 18.12.2023 dass das Planungsbüro Instara die Planungsunterlagen sowie die Ergebnisse der erfolgten Beteiligungen erörtern wird.

Der allgemeine Vertreter der Bürgermeisterin teilt darin mit, dass kurzfristig vor Weihnachten noch eine Verwaltungsausschusssitzung stattfinden und die gewünschten Beschlussfassungen schnellstmöglich erfolgen sollen damit es „zeitnah losgeht, wenn der Bebauungsplan fertig und der Flächennutzungsplan genehmigt ist“

Für das „Gewerbegebiet West“ welches geplant eine Fläche von ca 9 Hektar haben soll halten wir den Standort direkt zwischen Wörpe und Wörpedorfer Str. direkt angrenzend an Überschwemmungsflächen der Wörpe weiterhin als klimapolitisch falsch gewählt.

Während der fortschreitenden Klimakrise weitere großflächige Versiegelungen von bisher unbebauten Ackerflächen vorzunehmen, die damit für den natürlichen Auenschutz unwiderbringlich verloren gehen ist für uns nicht nachvollziehbar, unabhängig vom Hydrologischen Gutachten, dem vorgesehenen Retentionsbecken und anderen am 18.12.2023 vorzustellenden Unterlagen.

Nach langanhaltenden Regenfällen im Februar 2022 waren großflächig Flächen an der Wörpe überschwemmt, der Wiesendamm war nicht mehr befahrbar und musste gesperrt werden.

Seit Ende Juli 2023 bis jetzt im Dezember sehen wir nicht ablaufendes Oberflächenwasser (auch kleine Seen) im ganzen Ort, auf den Wörpedorfer Vorweiden (direkt gegenüber der Planungsfläche) und hohe Pegelstände der Wörpe, die auch im Einflussbereich der Tide liegt.

Einige Keller sind feucht und Anwohner haben schon jetzt Schwierigkeiten sich gegen Elementarschäden zu versichern.Wir teilen die Bedenken der AnwohnerInnen, die jetzt schon mit Schäden zu tun haben und die sich selbst und deren Versicherungen überlassen werden.

Wir sehen, dass sich Hochwasserlagen häufen und die klimatischen Bedingungen sich auch in Grasberg verändern. Trockene Sommer, Starkregenereignisse und Stürme mit sichtbaren Auswirkungen gehören auch dazu.

Die früher bis ins 18. Jh. durch Grasberg meandernde Wörpe wurde während der Kolonisierung begradigt und der natürliche Verlauf durch den Menschen verändert, Fließgeschwindigkeiten wurden beschleunigt, Wasser aus den urbar gemachten Mooren abgeleitet. In den 1990er Jahren folgten teilweise Renaturierungen und die Schaffung einiger Retentionsflächen im ganzen Verlauf der Wörpe in unserer Gemeinde.

Grasberg 1783

Eine natürliche Ufer- und Auenlandschaft ist durch die jetzt schon vorhandene Wohnbebauung im Ortskern durch den Menschen zurückgedrängt worden. Als klimaanpassende Maßnahme werden u. A. künftig eigentlich Flächenentsiegelungen notwendig. Die Gemeinde Grasberg plant jedoch in kurzer Zeit weiterhin Versiegelungen.

Nun soll die Wörpe, durch Vorschaltung eines weiteren Regenrückhaltebeckens, welches Oberflächenwasser aus dem geplanten Gewerbegebiet auffangen und ableiten soll, durch die Tide beeinflusst ist und schon jetzt jede Menge Wasser nach Starkregenereignissen, Scheeschmelzen etc. aufnehmen muss noch mehr belastet werden.

Wir fragen uns wie ein so sensibler Standort auch für den Hochwasser- und Auenschutz durch Verwaltung, Bürgermeisterin und der Mehrheitsfraktion im Gemeinderat, die Anmerkungen und Alternativorschläge unsererseits stetig ignoriert haben priorisiert und jetzt im Schnellverfahren für ein Gewerbegebiet unwiderbringlich geopfert werden kann.

Gerne erinnern wir hier noch einmal an einige Zitate des Dr. Schirmer (ehem. Deichhauptmann Bremens ), der uns anhand von Klimamodellen im April 2022 in Grasberg die Auswirkungen der Klimakrise verdeutlichte und über dessen wissenschaftlich fundierte Aussagen aus dem Juli 2022

Artikel Wümme Zeitung vom 25.07.2022Für alle Flüsse gilt: Abstand halten!

Zitate:

Wohnbebauung Ihrer Meinung nach zu
dicht am Fluss?

„Ganz grundsätzlich müsste man sagen, dass jede Bebauung, die durch Deiche oder Warften vor Hochwasser geschützt werden muss, im Prinzip am falschen Ort ist. Das ist zwar in vielen Fällen nicht mehr rückgängig zu machen, aber es gibt in vielen Regionen die klare Ansage, dass freie Auen nicht mehr
überbaut werden dürfen und auf lange Sicht in Anpassung an den Klimawandel Auen oder Hochwasserpolder sogar wieder freigelegt werden sollen.“

Die Gemeinde Grasberg plant an der Wörpe ein neues Gewerbegebiet. Ist das mit Blick auf mögliche Hochwasser eine gute Idee?

„Wenn das Gebiet in der historischen Wörpeaue zu liegen käme, dann würde ich das für nicht nachhaltig halten und im Widerspruch zu den Erfordernissen der Klimaanpassung,
also gar keine gute Idee.

Inzwischen muss der Deichausbau in Bremen aufgrund des nun schneller steigenden Meeresspiegels, der auch Einflüsse auf unsere Wörpe haben kann sogar beschleunigt werden:

Weser-Kurier 21.03.2023 „Bremer Deichhauptmann: „Die Flut wird kommen

Bericht Buten un Binnen vom 11.12.2023 „Deicherneuerung: Bremer könnten große Teile ihrer Gärten verlieren“

Info der Freien Hansestadt Bremen vom 15.11.2023

Bericht Buten un Binnen 09.04.2023 „Grüne Deiche statt toter Steine: Das plant Bremens Deichhauptmann

Umwelt Bundesamt 21.03.2022 „Flächensparen – Böden und Landschaften erhalten

Die Bedenkenlosigkeit der Verwaltung, der Bürgermeisterin, der den Planungsfortschritt befürwortenden Ausschussmitglieder und des Investors teilen wir weiterhin nicht und können uns hier nur gegen eine Umsetzung an diesem Standort, die eine nachhaltig schlechte klimapolitische Entscheidung für Grasberg ist – in diesem Gebiet/ an diesem Standort- aussprechen.

Wer sich also genauer informieren und beteiligen möchte hat die Möglichkeit dies zu tun am 18.12.2023 um 20:00 Uhr im Rathaus.

Bild Quelle öffentliche Sitzungsunterlagen vom 07.12.2023
Aufnahme Wörpepark Grasberg Ortsmitte vom 05.08.2023

liebe Grüße Euer Ortsverband

Auswahl Presseberichte zum Thema

weitere Aufstellungen unter folgendem Link

Wümme-Zeitung 04.03.2016 „Falkenberger Wörpe-Ufer Anwohner klagen über Hochwasser

Wümme-Zeitung 18.01.2021 „Anwohner fordern HochwasserschutzZitat: Der Bedarf wird aus Kreisen der Bürgerinnen und Bürger nicht bestritten. Die Standortwahl an der Wörpedorfer Straße aber kann sie bislang nicht überzeugen.

Vermerk der Gemeinde (Ratsinformationssystem) über die Informationsveranstaltungen vom 18.01.2021 im Rathaus

Wümme-Zeitung 11.02.2022 „Investor weist Vorschläge der Grasberger Grünen zurück

Wümme-Zeitung 06.01.2023 „Grüne sehen Klimaschutz gefährdet

Hamme / Wümme Report 07.01.2023 „Beharren aufs Gewerbegebiet

Wümme-Zeitung 13.03.2023 „Zweifel am Hochwasserschutz“ Zitat: „RÜCKWÄRTS GERICHTETE BAUPOLITIK“

Wümme-Zeitung 18.09.2023 „Unternehmen werden ungeduldig

Wümme-Zeitung 14.12.2023 „Konkretere Planung für „Grasberg West

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