Bundestagswahl am 23.02.2025 und „was vom Wahlkampf übrig bleibt“ – Erfahrungsbericht eines Neumitgliedes

Die vorgezogene Bundestagswahl am 23.02.2025 hat stattgefunden und Grasberg hat gewählt (s.o.)!
Vielen Dank an alle Wählerinnen und Wähler für das entgegengebrachte Vertrauen und für jede positive und wertschätzende Rückmeldungen zu unserem schwierigen Wahlkampf hier im ländlichen Raum. Das Ergebnis der AfD gibt uns zu denken und allen politisch Handelnden einen Auftrag offene gesellschaftliche Fragen auch hier im Ort anzugehen.
Wir sind mit dem Ergebnis für die Grünen zufrieden, da es um mehr als ein Prozent über dem Ergebnis auf Bundesebene liegt. Wir freuen uns sehr, dass dank Euch Lena Gumnior aus unseren Wahlkreis Verden / Osterholz über die Niedersächsische Landesliste ein Mandat für den 21. Deutschen Bundestag erhalten hat.
Wir wünschen Ihr einen guten Start und viel Erfolg für Ihre Arbeit in Berlin!

Euer Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen

Warum sich Daniel als Neumitglied in unserem Ortsverband engagiert, und wie es für ihn war, direkt im Wahlkampf als Grüner in Grasberg mit uns unterwegs zu sein lest ihr hier:

„Was vom Wahlkampf übrig bleibt…

Die Wahlplakate sind abgenommen, die Wesselmänner verstaut, und die ersten Erfahrungen aus dem Wahlkampf wurden ausgetauscht. Die Besorgnis über den hohen Stimmenanteil der AfD wächst, und die aktuellen Spannungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg beunruhigen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um Euch hier mitzuteilen, wie ich den Wahlkampf und die aktuelle Lage aus der Sicht eines Neumitglieds wahrnehme – was mich bewogen hat, Mitglied zu werden, und warum eine einfache Mütze ausreicht, um in der Öffentlichkeit als störend wahrgenommen zu werden.

Seit Längerem beobachte ich in unserer Gesellschaft den wachsenden Populismus, der gerne als „Stimme des Volkes“ dargestellt wird. Dass dabei komplexe Sachverhalte verkürzt wiedergegeben und einfache Lösungen vorgeschlagen werden, brauche ich wohl nicht weiter auszuführen. Für mich jedoch waren die Wahl in den USA und der Bruch der Koalition schließlich Grund genug, aus meinem „politischen“ Schatten herauszutreten. Dabei war für mich schnell klar, dass mein Weg zu den Grünen führt – und so darf ich mich seit Neujahr „Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen“ nennen. Es war offenbar der richtige Zeitpunkt, denn die erste Sitzung 2025 unseres Ortsverbandes zeigte, dass für den Wahlkampf jede helfende Hand gebraucht wurde.

Plakate aufhängen im Sonnenschein bei eisigen Temperaturen, interessante Begegnungen und Gespräche bei der Flyerverteilung in meiner Nachbarschaft sowie viele Eindrücke und Stimmungen am Wahlkampfstand in Grasberg – all das waren Erfahrungen, die ich in den darauffolgenden Wochen sammeln konnte. Die Aufnahme durch den Ortsverband war dabei sehr herzlich und wertschätzend, sodass ich mich von Beginn an als Teil einer engagierten und homogenen Gruppe fühlen durfte.

Doch leider gab es auch eine andere Seite dieses Wahlkampfs…

Ich erlebte, wie Wahlplakate vor meiner Haustür zerstört wurden und wie auf ein Banner unserer Wahlkreiskandidatin ein Hakenkreuz gesprüht wurde. Ich traf auf Kommunalpolitiker und Moderatoren bei einer Wahlveranstaltung, deren überhebliches und zum Teil misogynes Verhalten mich sprachlos zurückließ. Es zeigte sich, dass eine differenzierte Auseinandersetzung mit komplexen Themen oft schwierig war und viele Menschen in ihren Ansichten verhärtet oder gar resigniert wirkten. Leider spielte auch häufig der Vorwurf eine Rolle, als „Grüner“ das „wahre“ Leben ohnehin nicht zu verstehen. Dass die aktuelle Stimmung und das gesellschaftliche Klima gegen unsere Partei gerichtet sind – wozu auch gewisse Bundespolitiker mit ihrer permanenten Brandmarkung beigetragen haben –, musste ich schließlich persönlich erfahren.

So kam es, dass mich kürzlich eine Person mit meiner „grünen“ Wollmütze erblickte – und demonstrativ vor sich auf den Boden spuckte. Doch damit nicht genug: Die Person kam auf mich zu und baute sich vor mir auf. Zum Glück kann ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrung auf jahrzehntelange Praxis in deeskalierender Gesprächsführung zurückgreifen, sodass die Situation nicht eskalierte. Dennoch hinterließ dieses Ereignis einen bleibenden Eindruck. Was wäre gewesen, wenn nicht ich, sondern Parteifreunde mit weniger Erfahrung auf diese Person getroffen wären? Wie tief muss die Abneigung sitzen, dass eine einfache Mütze genügt, um Ekel auszulösen und eine Konfrontation zu suchen? Diese und ähnliche Fragen sind leider alltäglich geworden – wir erleben mit, wie vermeintlich Schwächere von „Stärkeren“ eingeschüchtert werden, sei es im Landkreis Osterholz oder in Washington.

Nach der Wahl sah ich einen Beitrag über die Wahlergebnisse, in dem eine junge Frau das Abschneiden ihrer Partei in einem Bremer Stadtteil mit den Worten kommentierte: „Wir sind stabil geblieben!“ Und genau das gibt mir Mut und Zuversicht – zu sehen, dass Menschen stabil bleiben. Ob in Grasberg, Osterholz, Bremen oder dem Rest der Welt.

Daniel „

Artikel kommentieren

Artikel kommentieren