Hochwasser kennt keine Grenzen

unser Ortsverband informierte sich Anfang Juni in Borgfeld und bleibt am Thema

Dass es wichtig ist, die Bevölkerung offen und transparent auch zum Thema Hochwassergefahr und zum künftigen Umgang verschiedener Akteure zu informieren und mitzunehmen zeigte der Vortrag von Jens Wunsch, der durch die Anwohnerinitiative am Borgfelder Erbrichterweg für Mittwoch den 05.06.2024 organisiert wurde. Gerne nahmen wir mit einigen Mitgliedern des Ortsverbandes und der Fraktion an der öffenlichen Informationsveranstaltung teil.

Wir haben in kurzer Zeit allein in Deutschland viele Hochwasser erlebt. Im Ahrtal, in Niedersachsen über die Weihnachtsfeiertage 2023 (welches einige Landkreise in der Region, die Stadt Bremen (Borgfeld) und unsere Nachbargemeinde Lilienthal mit Überschwemmungen an Wümme und Wörpe schwer getroffen hat) und zur Zeit in Bayern und Baden-Württemberg. Uns Grünen hier in Grasberg ist klar, dass uns das Thema Hochwasser als eine Auswirkung der Klimakrise und der Blick auf den Umgang damit weiterhin begleiten wird.

Die Wörpe fliesst direkt durch den dichtbebauten Ortskern, und hat Ober- und Unterlieger.

Der Hochwasserschutz darf keine Gemeinde- und Ländergrenzen kennen und muss insgesamt betrachtet werden.

Jede Anrainerregion ist von seinen „Oberliegern“ abhängig und hat direkten Einfluss auf die „Unterlieger“.

Wir sind interessiert an Informationen zum Thema und teilen diese gerne.

Der Referent Jens Wunsch ist Dipl. Ing. für Umwelttechnik und in Bremen im Ressort der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft für den Bereich Wasserwirtschaft, Hochwasser- u. Küstenschutz im Hochwasserrisikomanagement tätig.

Während seines Vortrages am 05.06.2024 berichtete Jens Wunsch über aktuelle Modelle der frei zugänglichen Berichte des IPCC, erstmalig im Report aus 2019 stünden genauere Angaben zum Meeresspiegelanstieg zur Verfügung. Bremen arbeite mit dem Szenario RCP8.5 und erhöht die bremischen Deiche, die das mit 532.000 potentiell vom Hochwasser bedrohten Menschen sehr dicht besiedelte Gebiet schützen z.Zt. auch aus Mitteln des Bundes um einen Meter. Sobald der Vorgang abgeschlossen sei,müsse man vermutlich wieder von vorne anfangen.

Ohne technischen Hochwasserschutz stünden ca. 86 Prozent der Stadt durch das Tidehochwasser der Weser tägl. zwei mal unter Wasser, dies wurde anhand von Kartenmaterial dargestellt.

Es werden Risiken erkannt, bewertet und Maßnahmen umgesetzt.

Genannt wurden mehrere Säulen:

  1. In Zusammenarbeit auch mit dem NLWKN in Niedersachsen werden Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten erstellt
  2. Es gibt einen Hochwasserrisikomanagementplan, dieser zeigt potenziellen Risiken mit Schwerpunkt auf Vermeidung, Schutz und Vorsorge auf
  3. Überschwemmungsgebiete werden festgesetzt und in bestimmten zeitl. Intervallen überprüft
  4. Der Generalplan Küstenschutz befasst sich mit 80 km Küstengebiet, hierbei sei die Einbeziehung des Klimawandels wichtig und das o. g. Szenario des IPCC werde hierbei als Worst-Case-Szenario angenommen. Der Generalplan schliesse alle norddeutschen Küstenländer ein.

Die Stadt Bremen stellt alle Informationen hier zur Verfügung (Link)

Zu Bedenken gab Herr Wunsch, dass für das Binnenland weniger wissenschaftliche Erkenntnisse vorlägen als für die Küstenländer.

Er nannte wichtige Informationsmöglichkeiten wie:

mit Kurzberichten der einzelnen Bundesländer und Hochwasserwarnungen mit Links zum DWD (Deutscher-Wetter-Dienst)

Diese sei sogar mit der NINA-Warnapp vernetzt und seien sowohl Grundwasser- als auch Flusspegel einsehbar. Hier könne man pers. Warnstufen einrichten

NLWKN

Sturmflutwarnung.de (Sturmflutvorhersage in HH)

-Die Seiten des DWD

Hier sei folgender Sonderbericht (Zitat Homepage DWD) verfügbar: „Hydro-klimatologische Einordnung der Stark- und Dauerniederschläge in Teilen Deutschlands vom 19. Dezember 2023 bis 5. Januar 2024 Datum 17.01.2024

Extremereignisse, wie die zurückliegenden intensiven Niederschläge, die zu den Hochwässern um Weihnachten und Neujahr führten, finden eingebettet in einem fortschreitenden Klimawandel statt.“

Diesen Bericht, der auch das örtliche Geschehen einordnet haben wir hier verlinkt (klick)

Es gab laut Herrn Wunsch sogenannte „5B-Wetterlagen“, 18 Tage Dauerregen, Sturmfluten und der Boden war bereits zu 90 Prozent gesättigt. In 2023 wurden bereits im August einen extrem hohen Grundwasserstand und fast überall in Bremen zur Jahreswende die historisch höchsten Grundwasserstände gemessen. Jetzt im Juni 2024 seien diese wieder im normalen Bereich. Die Grundwasserpegel werden in Bremen seit 1953 gemessen, es gibt lange und gute Zeitreihen und ca 190 Messstationen.

Das Jahr 2023 war das nasseste Jahr in Niedersachsen seit 1881.

In Gebäuden drücke das Grundwasser bei hohen Pegeln durch das Mauerwerk hoch.

Die Stadt Bremen habe die Broschüre „Bremer Häuser im Klimawandel“ erstellt, diese enthalte wertvolle Hinweise zum Schutz vor Wasser von unten. (Link)

Viele Fragen zu verschiedenen Themen wurden beantwortet und es gab interessante Anregungen aus dem Publikum, hier einige davon:

  • Zusammenarbeit mit dem NLWKN – es erfolgen hydraulische Berechnungen für den Generalplan Hochwasserschutz Binnenland vor dem Hintergrund Klimawandel
  • Überprüfung der Überschwemmungsgebiete (Vergrößerungen und Verkleinerungen)
  • Lesumsperrwerk / Einsatz der Pumpen
  • Umgang mit Gehölzschnitt, Solgleiten, Gräben
  • Was spricht gegen neue Eindeichungen
  • Wann gibt es einen neuen Hochwasserrisikoplan (der jeztige gilt bis 2027)
  • Bestandsschutz Gebäude, Baugenehmigungen
  • Eine Teilnehmende teilte mit, dass sie den Whats App Kanal der Gemeinde Lilienthal während der Hochwasserlage mit tagesaktuellen Informationen als sehr informativ und hilfreich empfand.

Wir bedanken uns bei der Borgfelder Anwohnerinitiative und Jens Wunsch für diesen informativen Vortrag und nehmen viele für uns wichtige Informationen mit.

Die Wümme-Zeitung hat am 08.06.2024 berichtet.

Verlinkung zum Artikel Risikomanager klärt auf: Was folgt aufs Hochwasser an Wümme und Wörpe? vom 07.06.2024

wie es in Borgfeld weiterging wird im Artikel der Wümme-Zeitung v. 21.06.2024 berichtet:

Beirat Borgfeld fordert mehr Tempo

Die Forderung war u. A. dass das Land Bremen gemeinsam mit den Niedersächsischen Nachbarn „dauerhaft“ ausreichend Überschwemmungsgebiete einplant, genügend feste und hohe Deiche ausweist un im Ernstfall einen Krisenstab bildet, der auch dann in Aktion tritt, wenn das Land nicht gleich den Krisenfall ausrufe.

Da es lt. Aussage der Behörde noch keine gesicherten Daten gibt und ohne Modellierung der künftig zu erwartenden Wasserstände/hydraulische Berechnungne bei Hochwasserereignissen noch keine Maßnahmen planen, durchführen könne wurde der Antrag dort zunächst durch die Behörde abgelehnt.


Für Niedersachsen und uns hier in Grasberg gibt es unter Anderem diese Informationsmöglichkeiten zum Hochwasserschutz – diese verlinken wir hier gerne.

Karte Überschwemmungsgebiete Wörpe (Verordnung über die Festsetzung des Überschwemmungsgebietes der Wörpe im Landkreis Osterholz)

Infos zum Hochwasserschutz des Landkreises Osterholz

Informationsportal zum Hochwasserschutz des Landes Niedersachsen (NLWKN)

Kommunale InfoBörse Hochwasservorsorge (hib) Kommunale Umwelt-AktioN UAN e. V.

Projekt „Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen“ Kommunale Umwelt-AktioN UAN e. V.

Leitfaden Kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen (Download) Kommunale Umwelt-AktioN UAN e. V.

Starkregen-Netzwerk Niedersachsen Kommunale Umwelt-AktioN UAN e. V.

kommunale Beteiligungsmöglichkeiten vor Ort sind aktuell das Starkregennetzwerk und diese Hochwasserpartnerschaft.

Wir bleiben an diesem Thema, da Vorsorge auch für alle BürgerInnen unserer Gemeinde, für den Erhalt vorhandener Lebensräume und Wirtschaftsstandorte (Landwirtschaft und Gewerbe) wichtig ist, und bei zukünftiger Entwicklung im Interesse Aller sorgfältig mit einbezogen werden sollte.

Ortsverband und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in Grasberg

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